
Der VSME-Standard – Praxisnahes Nachhaltigkeitsreporting für den Mittelstand: Teil 3 – Soziale Aspekte
Im dritten Teil unserer Serie über den VSME-Standard geht es um die sozialen Aspekte im Nachhaltigkeitskontext. Schließlich sind auch Themen wie Mitarbeiterzufriedenheit, faire Löhne und sichere Arbeitsbedingungen entscheidend für den Unternehmenserfolg. In diesem Teil unserer Blog-Serie gehen wir deshalb der Frage nach, wie soziale Themen im VSME abgebildet werden und welche Offenlegungen dafür in den Grund- und Aufbaumodulen enthalten sind.
Soziale Aspekte sind, neben Umweltthemen und Governancefragen, eine der zentralen Säulen im Nachhaltigkeitskontext. Auch im Themenbereich Soziales sind die Fragen in ein Grund- und ein Aufbaumodul aufgeteilt.
Die wichtigsten Sozialindikatoren im Grundmodul
Im Grundmodul finden sich drei Bereiche wieder, mit denen die wichtigsten sozialen Indikatoren eines Unternehmens beschrieben werden können:
- Grundlegende Charakteristika: In diesem Zusammenhang werden unter anderem Angaben zur Anzahl der Mitarbeitenden, zur Art des Beschäftigungsverhältnisses, dem Geschlecht und dem Beschäftigungsort (sofern das Unternehmen Standorte in mehr als einem Land unterhält) gefordert. Ab einem Schwellenwert von 50 Mitarbeitenden ist auch deren Fluktuationsrate anzugeben.
- Arbeitssicherheit: In diesem Abschnitt sind Angaben zur Anzahl von Arbeitsunfällen und zu Todesfällen im Zusammenhang mit arbeitsbedingten Verletzungen und Erkrankungen zu machen.
- Vergütung, Tarifverträge und Weiterbildung: Anzugeben ist, ob Mindestlöhne, entweder nach den Regelungen des jeweiligen Landes oder auf der Grundlage von Tarifverträgen bezahlt werden. Unternehmen, die weniger als 150 Mitarbeitende beschäftigen, können Angaben zum Gender-Pay-Gap auslassen. Außerdem wird nach der Anzahl der Mitarbeitenden, die tarifvertraglich beschäftigt sind, gefragt und wie viele Weiterbildungsstunden im Schnitt im Berichtszeitraum absolviert wurden.
Ergänzende Einordnungen im Aufbaumodul des VSME
Im „Comprehensive Module“ oder Aufbaumodul gibt es drei weitere Themenkomplexe, die im Zusammenhang mit sozialen Aspekten aufgegriffen werden:
- Weitere Charakteristika der Mitarbeitenden: Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten können das Geschlechterverhältnis auf der Managementebene als weiteren Indikator angeben. Ebenso ist in diesem Kontext die Angabe von weiteren Parametern zur Zusammensetzung der Belegschaft möglich.
- Menschenrechtsrichtlinien und -verfahren: Angaben zu einer Menschenrechtsrichtlinie für die eigenen Mitarbeitenden und weitere Zusatzfragen in diesem Kontext (Ja/Nein-Fragen) runden die Offenlegungsanforderungen in diesem Modul ab.
- Schwere Menschenrechtsverstöße: In diesem Modul werden Angaben zu schweren Menschenrechtsverstößen in einem Ja-/Nein-Frageschema abgefragt.
Mehrwert für mittelständische Unternehmen
Wie bei den anderen Themen, die im VSME abgedeckt werden, ergeben sich auch im sozialen Kontext Vorteile für die berichtenden Unternehmen:
- Motivierte Mitarbeitende: Transparente Informationen zu Löhnen, Weiterbildungsmöglichkeiten und Arbeitsbedingungen fördern Loyalität und Identifikation mit dem Unternehmen.
- Risikominimierung: Frühes Erkennen von Diskriminierung oder Verstößen gegen Mitarbeiterrechte vermeidet rechtliche Konsequenzen und Imageschäden.
- Nachweis für Kunden und Finanzpartner: Immer häufiger verlangen Einkaufs- und Kreditabteilungen Nachweise zu Sozialstandards. Wer hier punkten kann, steigert seine Markenchancen.
Fazit und Ausblick auf den nächsten Teil unserer Blogserie
Soziale Verantwortung im unternehmerischen Kontext ist mehr als ein Imagefaktor: Zufriedene Mitarbeitende, die einen Sinn in ihrer Arbeit erkennen, sich auf gute Arbeitsbedingungen verlassen können und fair entlohnt werden, sind ein Erfolgsfaktor für viele mittelständische Unternehmen.
Die Berichterstattung nach dem VSME, sowohl im Grund- als auch im Aufbaumodul, liefert wichtige Impulse, die zur Reflexion genutzt werden können. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und dem „War for Talents“ können diese Impulse dazu beitragen, Maßnahmen und Initiativen zu entwickeln, um den Vorsprung in diesem Themenbereich strategisch auszubauen.
Im nächsten Teil unserer Blogserie rücken wir dann das Thema Governance bzw. Unternehmensführung in den Mittelpunkt.
Welche Mitarbeiterdaten muss ich im VSME-Grundmodul konkret erheben?
Im VSME-Grundmodul sind drei Kategorien von Mitarbeiterdaten erforderlich: Grundlegende Charakteristika (Anzahl Mitarbeitende, Art des Beschäftigungsverhältnisses, Geschlechterverteilung, Beschäftigungsorte bei internationaler Tätigkeit sowie Fluktuationsrate ab 50 Mitarbeitenden), Arbeitssicherheit (Anzahl Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Todesfälle) und Vergütung & Weiterbildung (Einhaltung von Mindestlöhnen, Anzahl tarifvertraglich Beschäftigter, durchschnittliche Weiterbildungsstunden). Der Gender-Pay-Gap muss erst ab 150 Mitarbeitenden angegeben werden - eine wichtige Erleichterung für kleinere Betriebe.
Ab welcher Unternehmensgröße gelten welche VSME-Anforderungen bei sozialen Aspekten?
Der VSME-Standard berücksichtigt die Unternehmensgröße: Unter 50 Mitarbeitende müssen keine Fluktuationsrate und kein Geschlechterverhältnis auf Managementebene angeben. Ab 50 Mitarbeitende kommen diese Kennzahlen hinzu. Erst ab 150 Mitarbeitende ist der Gender-Pay-Gap zu berichten. Diese gestaffelten Anforderungen ermöglichen es auch kleineren Mittelständlern, den Standard zu erfüllen, ohne von komplexen Datenerhebungen überfordert zu werden.
Was ist der Unterschied zwischen Grund- und Aufbaumodul bei sozialen Aspekten?
Das Grundmodul fokussiert auf messbare Basisdaten wie Mitarbeiterstruktur, Unfallstatistiken und Vergütungspraktiken. Das Aufbaumodul ("Comprehensive Module") erweitert um strategische Aspekte: detailliertere Belegschaftsanalysen (z.B. Geschlechterverhältnis im Management), Menschenrechtsrichtlinien für eigene Mitarbeitende und Abfragen zu schweren Menschenrechtsverstößen (jeweils als Ja/Nein-Fragen). Mittelständische Unternehmen können mit dem Grundmodul starten und bei Bedarf erweitern.
Wie hilft die VSME-Berichterstattung zu sozialen Aspekten konkret bei Fachkräftemangel und "War for Talents"?
Die systematische Erfassung sozialer Kennzahlen nach VSME-Standard schafft messbare Vorteile: Transparente Löhne, Weiterbildungsmöglichkeiten und Arbeitsbedingungen fördern Mitarbeiterloyalität und Unternehmensidentifikation. Die strukturierte Datenerhebung hilft beim frühzeitigen Erkennen von Problemen (Diskriminierung, Sicherheitsmängel) und vermeidet rechtliche Risiken. Zudem verlangen Kunden und Finanzpartner zunehmend Nachweise zu Sozialstandards. Unternehmen, die hier fundierte VSME-konforme Daten vorlegen können, haben Wettbewerbsvorteile bei der Talentgewinnung und Geschäftsanbahnung.
Die Autorin:

Naomi Becker
Nachhaltigkeit kommunizieren
Naomi Becker ist spezialisiert auf Nachhaltigkeitskommunikation und soziale Aspekte
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