
Der VSME Berichtsstandard für den Mittelstand – von Basisinformationen zu strategischer Positionierung (Teil 2)
Ein Großkunde sendet Ihnen einen detaillierten ESG-Fragebogen. Eine der Fragen lautet: „Beschreiben Sie Ihr Geschäftsmodell und erläutern Sie, wie Nachhaltigkeit in Ihre Geschäftsstrategie integriert ist.“
Sie schauen auf Ihre VSME Basic Module-Daten: NACE-Code, Mitarbeiterzahl, Umsatz – alles vorhanden. Aber eine strategische Geschäftsmodell-Beschreibung? Bisher Fehlanzeige.
Das ist die Lücke zwischen dem Grundmodul (Basic-Module) und dem auf strategische Fragen ausgerichteten Aufbaumodul (Comprehensive-Module). Die Fragen in den Aufbaumodulen gehen über reine Unternehmensdaten hinaus und zielen auf die strategische Positionierung ab.
In diesem zweiten Teil unserer VSME-Serie zeigen wir, wie dieser Schritt gelingt.
Den ersten Teil unserer Serie zum VSME mit einer ausführlichen Übersicht über die Basic- und Comprehensive-Module des VSME finden Sie hier.
Sie möchten einen Überblick, welche Informationen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung nach dem VSME Ihnen bereits vorliegen und an welchen Stellen es noch Lücken gibt? Hier finden Sie unsere Tools für eine erste Orientierung.
Basic-Module B1 und B2: Die Basis-Informationen im VSME
Das Basic Module startet mit den fundamentalen Informationen, die jedes Unternehmen routiniert bereitstellen kann.
B1: Basis for Preparation – Die grundlegenden Unternehmensdaten
B1 sammelt die „harten Fakten“:
- Rechtsform und NACE-Sektor-Klassifizierung
- Bilanzsumme, Umsatz und Mitarbeiterzahl
- Unternehmensstandorte und geografische Schwerpunkte
- Bereits erhaltene Nachhaltigkeitszertifizierungen
Diese Informationen dienen der grundlegenden Einordnung des Unternehmens und schaffen Transparenz über Größe, Geschäftstätigkeit und geografische Präsenz.
B2: Praktiken und Initiativen – Der erste Nachhaltigkeits-Check
B2 fragt in einem einfachen Ja/Nein-Schema ab:
- Bestehen bereits Praktiken zur Nachhaltigkeit? (Energieeinsparung, Emissionsreduktion, Produktsicherheit, Arbeitsbedingungen)
- Gibt es Nachhaltigkeitsrichtlinien? (sind diese veröffentlicht oder nur intern verfügbar)
- Sind zukünftige Initiativen geplant?
Das Basic-Module bzw. Grundmodul des VSME bleibt bewusst auf der Faktenebene.
Comprehensive-Module C1 und C2 – die strategische Transformation
Die Comprehensive- bzw. Aufbaumodule C1 und C2 heben die Berichterstattung nach dem VSME auf eine strategische Ebene. Ergänzend zu den Fakten aus den Grundmodulen werden in den Aufbaumodulen Fragen zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens gestellt.
Das Comprehensive-Module C1: „Business Model“ und „Sustainability Strategy“
Das Aufbaumodul C1 fordert eine Beschreibung des Geschäftsmodells:
- Detaillierte Darstellung der wichtigsten Produkte und Dienstleistungen
- Beschreibung der relevanten Märkte (B2B, B2C, Regionen)
- Analyse der wichtigsten Geschäftsbeziehungen (Lieferanten, Kunden, Vertriebskanäle)
- Zentral: Darstellung der nachhaltigkeitsbezogenen Strategieelemente
Das Comprehensive-Module C2: Von Ja/Nein-Fragen zu strategischer Tiefe
Das Aufbaumodul C2 erweitert die Fragestellungen des Grundmoduls B2. Statt einfacher Ja/Nein-Antworten werden detaillierte Beschreibungen der Nachhaltigkeitspraktiken erwartet. Eine strukturierte Vorlage führt durch alle relevanten ESG-Bereiche: Klimawandel, Umweltverschmutzung, Wasser, Biodiversität, Kreislaufwirtschaft, Mitarbeiter, Lieferkette und betroffene Gemeinschaften. Ergänzend dazu ist die Benennung der verantwortlichen Führungsebene für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsinitiativen erforderlich.
Was unterscheidet Basic von Comprehensive?
Die zentralen Unterschiede zwischen B1/B2 und C1/C2 haben wir in der folgenden Übersicht zusammengefasst.
Von Datensammlung zu strategischer Kommunikation: Das Basic-Module (B1/B2) sammelt grundlegende Informationen und Ja/Nein-Antworten. Im Gegensatz dazu wird im Comprehensive-Module (C1/C2) eine kohärente Darstellung des Geschäftsmodells, der Märkte und der Nachhaltigkeitsintegration erwartet.
Der entscheidende Unterschied: Die Aufbaumodule C1/C2 schaffen eine professionelle Kommunikationsgrundlage für anspruchsvolle Stakeholder-Gespräche. Investoren, Großkunden und Finanzpartner erhalten nicht nur Daten, sondern auch eine Einordnung dieser Fakten und verstehen dadurch Ihr Geschäftsmodell und Ihre strategische Nachhaltigkeitsausrichtung besser.
Was unterscheidet Basic von Comprehensive?
Der strategische Sprung von Datensammlung zu professioneller Stakeholder-Kommunikation
Sammelt grundlegende Informationen und einfache Ja/Nein-Antworten. Fokus auf bereits vorhandene Unternehmensdaten und Standard-Kennzahlen.
- Grundlegende Unternehmensdaten (NACE-Code, Mitarbeiterzahl, Umsatz)
- Einfache Nachhaltigkeits-Checkliste (Ja/Nein-Antworten)
- Standard-Fakten ohne strategische Einordnung
- Minimaler Aufbereitungsaufwand
Hoher strategischer Nutzen
Schafft kohärente Darstellung des Geschäftsmodells und eine professionelle Kommunikationsgrundlage für anspruchsvolle Stakeholder-Gespräche.
- Geschäftsmodell mit Nachhaltigkeits-Integration
- Strukturierte ESG-Kommunikation für Investoren
- Detaillierte Nachhaltigkeitspraktiken mit Verantwortlichkeiten
- Grundlage für weitere Comprehensive Module
- Produktbeschreibungen aus Marketing-Materialien
- Marktanalysen aus Geschäftsplänen
- Kundensegmentierungen aus dem Vertrieb
- Lieferantenübersichten aus dem Einkauf
- Strategische Verknüpfung zwischen Geschäftsmodell und Nachhaltigkeit
- Strukturierte Aufbereitung für ESG-Kommunikation
- Kohärente Darstellung der nachhaltigkeitsbezogenen Geschäftselemente
- Bestehende Nachhaltigkeitsinitiativen (auch wenn nicht formalisiert)
- Umwelt- und Sozialmaßnahmen aus verschiedenen Abteilungen
- Grundlegende Policy-Dokumente
- Systematische Erfassung aller ESG-Praktiken
- Zuordnung zu den VSME-Themenbereichen
- Benennung von Verantwortlichkeiten
Wie komplex ist der Schritt von den Basic-Modules B1 und B2 zu den Comprehensive-Modules C1 und C2?
Unsere Einschätzung: Mittlerer Aufwand, bei hohem strategischen Nutzen.
Comprehensive-Module C1 – Business Model Description
Informationen, die bereits vorliegen oder leicht zu beschaffen sind:
- Produktbeschreibungen aus Marketing-Materialien
- Marktanalysen aus Geschäftsplänen
- Kundensegmentierungen aus dem Vertrieb
- Lieferantenübersichten aus dem Einkauf
Was gegebenenfalls zunächst noch erarbeitet werden muss:
- Strategische Verknüpfung zwischen Geschäftsmodell und Nachhaltigkeit
- Strukturierte Aufbereitung für ESG-Kommunikation
- Kohärente Darstellung der nachhaltigkeitsbezogenen Geschäftselemente
Comprehensive-Module C2 – Detailed Practices
Informationen, die bereits vorliegen oder leicht zu beschaffen sind:
- Bestehende Nachhaltigkeitsinitiativen (auch wenn nicht formalisiert)
- Umwelt- und Sozialmaßnahmen aus verschiedenen Abteilungen
- Grundlegende Policy-Dokumente
Was unter Umständen noch strukturiert werden muss:
- Systematische Erfassung aller ESG-Praktiken
- Zuordnung zu den VSME-Themenbereichen
- Benennung von Verantwortlichkeiten
Die strategischen Mehrwerte der Comprehensive Module C1 und C2
Die strategischen Mehrwerte der Comprensive-Module C1 und C2
Mit den Aufbaumodulen C1 und C2 des VSME eröffnen sich strategische Mehrwerte für Ihr Unternehmen.
Professionelle Stakeholder-Kommunikation: Mit den Aufbaumodulen C1 und C2 erschließen Sie Beiträge für die Beantwortung differenzierterer ESG-Anfragen. Statt einzelne Datenpunkte oder Nachhaltigkeits-KPIs zu liefern, kommunizieren Sie eine kohärente strategische Positionierung.
Grundlage für weitere Comprehensive Module: Antworten zu C1 und C2 schaffen die strategische Grundlage für alle weiteren Comprehensive Module. Die Geschäftsmodell-Analyse und Nachhaltigkeitsstrategie-Beschreibung bilden den Kontext für spätere Klimaziele, Sozialmaßnahmen und Governance-Strukturen.
Interne Klarheit und Fokussierung: Der Prozess der strategischen Beschreibung schafft häufig interne Klarheit. Welche Nachhaltigkeitsaktivitäten verfolgen wir bereits? Wie können diese noch besser koordiniert werden? Wo bestehen strategische Lücken und an welchen Stellen haben wir bereits Themen erarbeitet, die uns gar nicht bewusst waren?
Die Fragen in den Aufbaumodulen gehen über reine Unternehmensdaten hinaus und zielen auf die strategische Positionierung ab.
Unser Fazit zum Aufbaumodul C1 und C2: Der strategische „Quick Win“
Die Module C1 und C2 gehören zu den strategischen Comprehensive-Bereichen, die bei gleichzeitig überschaubarem Umsetzungsaufwand dazu beitragen, eine reine Datensammlung in eine professionelle strategische Kommunikation zu verwandeln.
Die Umsetzung ist besonders empfehlenswert für Unternehmen, die:
- Regelmäßig detaillierte ESG-Anfragen von Großkunden erhalten
- Sich bei der Kommunikation durch strategische Positionierung differenzieren möchten
- Eine Grundlage für eine weiterführende Nachhaltigkeitsstrategie schaffen möchten
Ausblick auf den dritten Teil: Umwelt- und Klimathemen im VSME
Im nächsten Teil unserer Serie betrachten wir die Umwelt-Module B3 bis B7 und deren Weiterentwicklung zu den Klimastrategie-Modulen C3 und C4. Hier zeigen sich die größten Komplexitätsunterschiede – und strategische Chancen für zukunftsorientierte Unternehmen.
Die Module C1 und C2 gehören zu den strategischen Comprehensive-Bereichen, die bei gleichzeitig überschaubarem Umsetzungsaufwand dazu beitragen, eine reine Datensammlung in eine professionelle strategische Kommunikation zu verwandeln.
Häufige Fragen zum VSME-Standard
Hier beantworten wir typische erste Fragen zum VSME Standard.
Weitere Antworten finden Sie auf unserer Homepage unter Fragen und Antworten.
Müssen wir für C1 eine neue Geschäftsmodell-Analyse durchführen?
Nein, meist können bestehende Dokumentationen genutzt werden. Marketing-Materialien, Investor-Präsentationen oder Geschäftspläne enthalten oft bereits die erforderlichen Informationen. Diese müssen lediglich für ESG-Kommunikation strukturiert aufbereitet werden.
Wie detailliert müssen die Nachhaltigkeitspraktiken in C2 beschrieben werden?
Der VSME gibt ein strukturiertes Template vor, das durch alle ESG-Bereiche führt. Wichtig ist eine ehrliche Darstellung bestehender Aktivitäten.
Können C1/C2 als Grundlage für die Nachhaltigkeitskommunikation genutzt werden?
Ja, die strategische Geschäftsmodell-Beschreibung aus C1 eignet sich ausgezeichnet für die Unternehmenskommunikation, Website-Inhalte und Stakeholder-Präsentationen. Sie schaffen eine professionelle ESG-Positionierung.
Welche internen Abteilungen sollten in die Entwicklung eingebunden werden?
Für C1 sind Marketing, Vertrieb und Geschäftsführung zentral. Für C2 sollten alle Abteilungen mit Nachhaltigkeitsbezug (HR, Einkauf, Produktion, Qualität) eingebunden werden, um ein vollständiges Bild der bestehenden Praktiken zu erhalten.
Wie oft müssen die Module C1 und C2 aktualisiert werden?
C1 sollte bei strategischen Geschäftsmodell-Änderungen überarbeitet werden. C2 empfiehlt sich für eine jährliche Überprüfung, um neue Nachhaltigkeitsinitiativen zu ergänzen und bestehende Praktiken zu bewerten.
Nächste Schritte: Ihre strategische VSME-Positionierung entwickeln
Die Module C1 und C2 bieten einen strategischen „Quick Win“ bei gleichzeitig überschaubarem Aufwand.
In einem kostenfreien Strategiegespräch analysieren wir gerne Ihre bestehenden Unterlagen und zeigen auf, wie Sie diese für eine professionelle ESG-Positionierung nutzen können.
Dabei klären wir:
- Welche vorhandenen Dokumente für C1/C2 genutzt werden können
- Wie Sie Ihre Nachhaltigkeitspraktiken strukturiert erfassen
- Ob eine integrierte Nachhaltigkeitsstrategie-Entwicklung sinnvoll wäre
- Wie Sie C1/C2 für Ihre Stakeholder-Kommunikation optimal nutzen
Die Autorin:

Naomi Becker
Nachhaltigkeit kommunizieren
Naomi Becker ist spezialisiert auf Nachhaltigkeitskommunikation und soziale Aspekte
Kontaktieren Sie uns!

Sie wollen Ihre Nachhaltigkeitsziele in die Umsetzung bringen? Sie wollen mehr über ein ESG-Reporting abgestimmt auf Ihr Unternehmen erfahren? Unterhalten wir uns!
Sie erreichen uns telefonisch unter
+49 (0)7459 931 2429
Oder senden Sie eine Mail an
Buchen Sie unverbindlich Ihren Discovery-Call: