
Nachhaltigkeit am Wendepunkt: Was mittelständische Unternehmen von internationalen Nachhaltigkeitsexperten für ihre ESG-Strategie lernen können
844 internationale Nachhaltigkeitsexperten aus 72 Ländern ziehen eine ernüchternde Bilanz: 93 Prozent sagen, das aktuelle Nachhaltigkeitssystem braucht grundlegende Reformen. Die Diagnose zeigt messbare Defizite – von versagenden internationalen Abkommen bis zu enttäuschenden Unternehmensleistungen. Eine Analyse der Implikationen für mittelständische Unternehmen in Deutschland.
Eine neue Studie von GlobeScan, ERM und Volans dokumentiert einen systemischen Wandel in der globalen Nachhaltigkeitslandschaft. Die Diagnose ist eindeutig: Die Nachhaltigkeitsagenda – das Drei-Säulen-Modell aus ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen – zeigt strukturelle Schwächen. Zwischen der globalen Expertenkritik und der Realität deutscher Mittelständler entstehen jedoch spezifische strategische Optionen, die wir im Blog vorstellen.
Warum deutsche Mittelständler jetzt eine besondere Chance haben
Die Expertenbefragung zeigt ein bemerkenswertes Bild: Während das globale Nachhaltigkeitssystem in der Krise steckt, eröffnen sich für deutsche Mittelständler spezifische Vorteile. Die Studie dokumentiert systematische Schwächen auf mehreren Ebenen – internationale Abkommen wie das Pariser Klimaabkommen oder die UN-Nachhaltigkeitsziele werden von den befragten Praktikern als wenig wirkungsvoll eingeschätzt. Gleichzeitig bewerten sie den Beitrag etablierter Akteure zu nachhaltigem Fortschritt kritisch: Sowohl Regierungen als auch große Unternehmen erhalten insgesamt schlechte Noten für ihre Nachhaltigkeitsleistung.
Diese Lücke lässt sich nun von strategisch denkenden Unternehmen gut füllen. Die regionale Analyse der Studie zeigt zudem: In Europa ist der politische Widerstand gegen Nachhaltigkeit deutlich geringer als in anderen Regionen. Deutsche Unternehmen operieren damit in einem stabileren Umfeld als ihre internationalen Konkurrenten.
Strategische Handlungsfelder: Was die Studie für die Praxis bedeutet
Die Studie evaluiert 64 Nachhaltigkeitsmaßnahmen nach Wirkungspotential und Umsetzbarkeit. Für mittelständische Unternehmen kristallisieren sich dabei vier Bereiche mit besonders hohem Nutzen heraus – und zeigen gleichzeitig konkrete Wege zur praktischen Umsetzung.
Strukturierte Nachhaltigkeitsberichterstattung entwickelt sich vom regulatorischen Pflichtprogramm zum strategischen Managementinstrument. Der VSME-Standard macht systematisches Nachhaltigkeitsmanagement ohne die Komplexität der CSRD möglich und gibt mittelständischen Unternehmen ein strukturierendes Framework für die Entwicklung eigener ESG-Strategien. Während universelle Rahmenwerke versagen, schaffen sich erfolgreiche Unternehmen so ihre eigenen Standards.
Interne CO₂-Bepreisung geht über reine Treibhausgasbilanzen hinaus und wird zum Instrument für Investitionsentscheidungen. Unternehmen digitalisieren ihre Ressourcenverbräuche, automatisieren Prozesse für mehr Effizienz und investieren gezielt in nachhaltigkeitsfokussierte Technologien. Die Daten werden so vom Berichterstattungs-Tool zum Steuerungsinstrument.
ESG-Integration in Kerngeschäftsprozesse verhindert, dass Nachhaltigkeit als isoliertes Add-on behandelt wird. Statt separater ESG-Initiativen entstehen integrierte Ansätze, die sowohl Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllen als auch betriebswirtschaftlichen Nutzen schaffen.
Systematisches Lieferkettenmanagement fügt sich nahtlos in die ohnehin erforderlichen Compliance-Maßnahmen nach den Anforderungen der Kunden in diesem Bereich ein. Systematisierte Lieferantenbewertung, Sicherheit in Lieferketten, regionale Beschaffungsstrategien und branchenweite Kooperationen schaffen dabei Synergien zwischen regulatorischen Anforderungen und strategischen Zielen.
ESG-Strategien für den Mittelstand
Vier strategische Handlungsfelder und der pragmatische Pathfinder-Ansatz für mittelständische Unternehmen
Strukturierte Berichterstattung nach VSME
Vom Pflichtprogramm zum strategischen Managementinstrument – systematisches ESG-Framework ohne CSRD-Komplexität
Interne CO₂-Bepreisung als Steuerungsinstrument
Über Treibhausgasbilanzen hinaus – CO₂-Daten werden zum strategischen Tool für Investitionsentscheidungen
ESG-Integration in Kerngeschäftsprozesse
Nachhaltigkeit wird vom isolierten Add-on zum integrierten Ansatz mit betriebswirtschaftlichem Nutzen
Systematisches Lieferkettenmanagement
Nahtlose Integration in Compliance-Maßnahmen – Synergien zwischen regulatorischen Anforderungen und strategischen Zielen
Systematische Entwicklungsschritte
Strategische Positionierungsoptionen für den Mittelstand
Die Expertenbefragung zeigt noch etwas Bemerkenswertes: Nachhaltigkeitsexperten haben völlig unterschiedliche Vorstellungen davon, wie Veränderung funktioniert. Die einen warten auf politische Lösungen, andere setzen auf radikale Systembrüche, wieder andere vertrauen auf bewährte Institutionen.
Für mittelständische Unternehmen ist jedoch ein weiterer Ansatz besonders interessant: der sogenannte „Pathfinder“-Weg. Experten, die diesen Ansatz favorisieren – immerhin immerhin 23 Prozent der Befragten – haben eine pragmatische Einstellung: Sie reformieren systematisch, aber ohne revolutionären Anspruch. Statt auf große Lösungen zu warten, konzentrieren sie sich auf das, was tatsächlich umsetzbar ist.
Was Pathfinder auszeichnet
Was Pathfinder auszeichnet: Sie denken unternehmerisch. ESG wird nicht als moralische Verpflichtung gesehen, sondern als Geschäftschance. Sie arbeiten mit nachhaltigen Finanzierungsformen, kooperieren branchenübergreifend und integrieren Nachhaltigkeit in ihre Kernprozesse – aber immer mit Blick auf die operative Umsetzbarkeit und den Nutzen für das Unternehmen.
Diese Herangehensweise entspricht der bewährten Mittelstands-Mentalität: innovativ und mit Augenmaß. Genau diese Haltung macht mittelständische Unternehmen zu natürlichen „Pathfindern“ in der Nachhaltigkeitstransformation.
Für mittelständische Unternehmen ist jedoch ein weiterer Ansatz besonders interessant: der sogenannte ‚Pathfinder‘-Weg.
Der Pathfinder-Ansatz in der Praxis
Pathfinder-Unternehmen beginnen mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme: Hier kommt eine branchenspezifische Wesentlichkeitsanalyse ins Spiel, die die Anforderungen aller Stakeholder berücksichtigt und genau auf das jeweilige Unternehmen abgestimmt ist.
Welche ESG-Themen haben tatsächlich Auswirkungen auf unser Geschäft? Anschließend entwickeln sie konkrete, messbare Ziele und integrieren diese in bestehende Unternehmensabläufe. Das Ergebnis sind Ansätze, die sowohl ESG-Anforderungen erfüllen als auch betriebswirtschaftlichen Nutzen schaffen.
Stabilität als strategischer Aktivposten
Deutsche Mittelständler profitieren von mehreren strukturellen Vorteilen. Der politische Gegenwind ist deutlich schwächer als in anderen Regionen, während die etablierte Ingenieurskultur prädestiniert für technologische Nachhaltigkeitslösungen ist. Die bereits starke Position in nachhaltigen Technologiesektoren und regional verankerte Wertschöpfungsstrukturen reduzieren zudem die Komplexität entlang von lange etablierten Lieferketten.
Unsere Einschätzung ist, dass diese Vorteile zeitlich begrenzt sind. Andere Regionen werden ihre Nachhaltigkeits-Probleme lösen, internationale Konkurrenten werden aufholen. Das aktuelle „Window of Opportunity“ für deutsche Mittelständler kann sich in den kommenden Jahren wieder schließen. Daher ist unsere Empfehlung, Nachhaltigkeit systematisch in einer ESG-Strategie als Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Wie kann das in der Praxis aussehen?
Mittelständler haben bereits ihren bestehenden Wertekompass und leben unternehmerische Verantwortung. Diese Werte können in eine Nachhaltigkeitsstrategie eingearbeitet werden.
Systematische Entwicklungsschritte
Drei Schritte haben sich in der Praxis bewährt: eine ehrliche Bestandsaufnahme durch eine branchenspezifische Wesentlichkeitsanalyse der vorhandenen Nachhaltigkeitsdaten, der systematische Aufbau einer strukturierter Berichterstattung nach dem VSME-Standard und die Entwicklung einer pragmatischen ESG-Strategie, die zum Unternehmen passt.
Fazit: ESG-Strategie als Wettbewerbsvorteil nutzen
Die Erkenntnisse aus der Experten-Befragung halten einige Erkenntnisse für den Mittelstand bereit, die wir Ihnen vorgestellt haben. Die sich daraus ergebenden Chancen können Unternehmen gezielt für sich nutzen. Mittelständler haben bereits ihren bestehenden Wertekompass und leben unternehmerische Verantwortung. Diese Werte können in eine Nachhaltigkeitsstrategie eingearbeitet werden.
Während internationale Systeme Instabilität zeigen, können strukturiert agierende Unternehmen diese Entwicklungsphase für systematischen Kapazitätsaufbau nutzen.
Die Analyse zeigt: Operative Umsetzung gewinnt gegenüber konzeptionellen Diskussionen an Bedeutung. Verfügbare Expertise, etablierte Methoden und eine solide ESG-Datenbasis schaffen konkrete Umsetzungsmöglichkeiten.
Nutzen Sie die Chance, sich durch eine systematische ESG-Strategie Wettbewerbsvorteile zu sichern.
Ihr nächster Schritt: Machen Sie eine ehrliche Bestandsaufnahme Ihrer Nachhaltigkeitsdaten mit unserem VSME-Readiness-Check und entwickeln Sie Ihre unternehmensspezifische ESG-Strategie.
Vereinbaren Sie hier Ihr Kennenlerngespräch mit NordKompass.
Häufige Fragen zu ESG-Strategie
Hier beantworten wir Ihnen Fragen zum Blogartikel.
Weitere Antworten finden Sie auf unserer Homepage unter Fragen und Antworten.
Wie fangen wir als Mittelständler mit ESG überhaupt an?
Beginnen Sie mit dem Einbezug der Geschäftsführung und definieren Sie den konkreten Geschäftsnutzen Ihrer ESG-Aktivitäten - ohne diese strategische Verankerung versandet jede Initiative. Führen Sie dann eine branchenspezifische Wesentlichkeitsanalyse durch, die sich auf die 8-15 wirklich relevanten ESG-Themen für Ihr Geschäftsmodell konzentriert statt theoretisch 50+ Aspekte zu bewerten. Verknüpfen Sie Ihre ESG-Strategie intelligent mit Ihrer bestehenden Unternehmensstrategie - so entstehen Synergien statt Zielkonflikte. Der VSME-Standard bietet Ihnen dabei ein strukturierendes Framework ohne CSRD-Komplexität, während Sie gleichzeitig Quick Wins umsetzen (Environmental Policy, erste CO2-Bilanz, Code of Conduct).
Brauchen wir den VSME-Standard, wenn wir nicht berichtspflichtig sind?
Der VSME gibt Ihnen ein strukturierendes Framework ohne CSRD-Komplexität. Viele Kunden und Banken erwarten inzwischen strukturierte ESG-Daten.
Auch Nachwuchsfachkräfte interessieren sich für die Nachhaltigkeitsleistungen von Unternehmen. Hier erfahren Sie mehr zu Generation Z und Nachhaltigkeit.
Wie lange dauert die Entwicklung einer ESG-Strategie?
Die Dauer variiert erheblich je nach Ausgangslage und Zielsetzung Ihres Unternehmens. Mit unserem 9-Phasen-Prozess entwickeln wir in 3-4 Monaten eine vollständige ESG-Strategie. Die branchenspezifische Wesentlichkeitsanalyse verkürzt den Prozess um 50% gegenüber Standard-Verfahren. Parallel zur Strategieentwicklung kann bereits mit Quick-Win-Projekten begonnen werden.
Entscheidende Erfolgsfaktoren für eine zügige Entwicklung sind die branchenspezifische Wesentlichkeitsanalyse, eine strukturiertes Vorgehen nach dem VSME-Standard, klare interne Verantwortlichkeiten.
Ihr nächster Schritt: Machen Sie eine ehrliche Bestandsaufnahme Ihrer Nachhaltigkeitsdaten mit unserem VSME-Readiness-Check.
Die Autorin:

Naomi Becker
Nachhaltigkeit kommunizieren
Naomi Becker ist spezialisiert auf Nachhaltigkeitskommunikation und soziale Aspekte
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