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ESG-Daten strategisch nutzen: Was führende Unternehmen anders machen

Eine aktuelle Benchmark-Analyse von Position Green zu 1.900 europäischen Unternehmen zeigt: Über 90 Prozent der Unternehmen, die mit strukturierter Nachhaltigkeitsarbeit begonnen haben, setzen ihren Weg fort. Nicht aus regulatorischem Zwang, sondern weil sich die Marktdynamik fundamental gewandelt hat. Genau diesen Wandel erleben auch wir in unserer täglichen Beratungspraxis in Form von immer differenzierteren ESG-Abfragen und Nachhaltigkeits-Assessments der Unternehmensstakeholder.

ESG als ein Baustein, um wettbewerbsfähig zu bleiben

Für manche Unternehmen ist Nachhaltigkeitsberichterstattung noch immer eine Pflichtübung, im Sinne von “Papierkram” mit wenig Verbindung zur Geschäftsstrategie. Doch immer mehr Unternehmen verfolgen einen grundlegend anderen Ansatz.

Sie handeln proaktiv, nehmen Stakeholder-Anforderungen vorweg und berichten über ihre Nachhaltigkeitsleistung, bevor sie dazu verpflichtet werden. Sie integrieren ESG in ihre strategischen Entscheidungsprozesse und betrachten Nachhaltigkeit nicht nur aus der Risikomanagement-Perspektive, sondern als einen zentralen Baustein, um langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit und Wertschöpfung sicherzustellen. Kurz gesagt: Sie sehen das ESG-Reporting als Startlinie, nicht als Ziellinie.

Drei Entwicklungen, die sich schon jetzt auf den Mittelstand auswirken

Die regulatorische Landschaft ist im Wandel begriffen. Das ändert aber nichts an den fundamentalen Treibern – Kundennachfrage, Investorenerwartungen, Ressourcenknappheit – diese bleiben tägliche Geschäftsrealität.

1. Ihre Kunden stellen neue Anforderungen an die Lieferkette

Immer mehr Großkunden setzen sich Klimaziele. Das erzeugt Druck entlang der Lieferketten, da durchschnittlich 90 Prozent der CO₂-Emissionen der Lieferkette – up- und downstream – zugeordnet werden können. Transparenz bei Scope-3-Emissionen und Lieferantentransparenz werden für diese Konzerne deshalb zu einer strategischen Notwendigkeit. 

Die Zahlen: 52 Prozent der analysierten Unternehmen berichten bereits Scope 3-Emissionen (zum Vergleich: in 2023 waren es 45 Prozent) und immer mehr Ausschreibungen enthalten entsprechende Nachhaltigkeitskriterien. 

Das zeigt: Wer transparent über seine Nachhaltigkeitsleistung kommunizieren kann, verfügt über Differenzierungsmerkmale und schafft einen Vertrauensvorschuss.

2. Der Zugang zu Kapital verändert sich strukturell

Das jährliche Emissionsvolumen nachhaltiger Anleihen in Skandinavien stieg von 9,6 Milliarden Euro (2018) auf 57,2 Milliarden Euro (2024) – dies entspricht einem Wachstum von 500 Prozent. Green Loans bieten je nach Anbieter dabei messbare Zinsvorteile von 10 bis 25 Basispunkten.

Aus der Unternehmensperspektive gesehen bedeutet das: 

Eine fundierte Nachhaltigkeitsstrategie und transparentes ESG-Reporting kann den Zugang zu günstigeren Finanzierungskonditionen erschließen und den Kreis potenzieller Kapitalgeber um interessante Optionen erweitern.

3. Betriebskostenplanung wird transparenter

Die CO₂-Preisentwicklung für die kommenden Jahre steigt nach den Berechnungen:

  • Heute: ca. 120 EUR/Tonne
  • 2030: 130–180 EUR/Tonne
  • 2040–2050: 200–300 EUR/Tonne

Ab 2027 erweitert das EU-Emissionshandelssystem ETS2  den CO₂-Preis auf Gebäude und Straßenverkehr.

Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien können die Planungssicherheit erhöhen und reduzieren langfristig die Volatilität der Kosten.

Ihr strategischer ESG-Fahrplan in vier Phasen

Von der Standortbestimmung zur systematischen Nachhaltigkeitssteuerung – Ihr bewährter Weg zu messbaren ESG-Erfolgen

1

Baseline

Wo stehen Sie heute?
  • Ausgangslage systematisch erfassen
  • Wesentlichkeitsanalyse durchführen: Was ist für Ihr Geschäft relevant?
  • Benchmark-Einordnung im Branchenvergleich
  • Erste Datenerhebung starten
2

Strategie

Den Weg zum Ziel definieren
  • Strategische Ziele aus Wesentlichkeitsanalyse ableiten
  • Business-Strategie mit ESG-Zielen verknüpfen
  • Maßnahmen nach ROI priorisieren
  • Ambitionierte, realistische Ziele setzen
3

Quick Wins

Sichtbare Erfolge schaffen
  • Energieeffizienz-Maßnahmen umsetzen
  • Mitarbeiterbindung stärken
  • E-Mobilität und erneuerbare Energien
  • Dialog mit Top-Lieferanten starten
4

Systematisierung

Nachhaltigkeit verankern
  • Datenqualität kontinuierlich erhöhen
  • VSME-Bericht erstellen
  • Governance-Strukturen etablieren
  • ESG in strategische Steuerung integrieren

Benchmarking macht ESG-Daten strategisch nutzbar. Es zeigt Ihnen, wo Sie Wettbewerbsvorteile haben und wo Aufholbedarf besteht.



Fünf strategische ESG Ansätze 

Ausgehend von der vorgestellten Analyse möchten wir Ihnen fünf Ansätze vorstellen, die Sie im Unternehmensalltag umsetzen können.

Ansatz 1: Benchmarking als Führungsinstrument

Die entscheidende Frage lautet nicht „Sind wir nachhaltig?“, sondern „Wo stehen wir im Vergleich zu unseren Wettbewerbern?“

Benchmarking macht ESG-Daten strategisch nutzbar. Es zeigt Ihnen, wo Sie Wettbewerbsvorteile haben und wo Aufholbedarf besteht. Statt hunderte Indikatoren zu tracken, konzentrieren Sie sich auf die wenigen Kennzahlen, die in Ihrer Branche tatsächlich kaufentscheidend sind – etwa Emissionsintensität pro Umsatz oder Energieeffizienz. Nur der branchenspezifische Vergleich gibt Ihnen realistische Zielkorridore und zeigt, welche Investitionen sich auszahlen.

Die Benchmark-Daten zeigen: Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern haben eine durchschnittliche Emissionsintensität von 705 tCO₂e/MEUR Umsatz. Kleinere Unternehmen (<500 MA) liegen bei 1.488 tCO₂e/MEUR – könnten aber durch gezielte Investitionen durchaus wettbewerbsfähigere Werte erreichen.

Ansatz 2: Return on Investment von Nachhaltigkeitsmaßnahmen systematisch erfassen

Direkt erfassen lassen sich:

  • Energiekosteneinsparungen
  • Vermiedene CO₂-Kosten (sowohl regulatorisch als auch durch interne CO₂-Bepreisung als Steuerungsinstrument)
  • Reduzierte Betriebs- und Wartungskosten

Indirekt erfassen lassen sich:

  • Verbesserte Finanzierungskonditionen
  • Reduktion von Lieferkettenrisiken
  • Reputationsgewinn und erweiterte Marktchancen

Ansatz 3: ESG in der Unternehmensführung verankern

Norwegens größte Bank DNB verknüpft 20% der variablen Vergütung ihrer Führungskräfte mit dem Erreichen von ESG-Zielen (Energieeffizienz, Lieferantentransparenz, Diversität). Der Grund: Nachhaltigkeit bleibt ein Nebeneffekt, solange diese nicht in Entscheidungsstrukturen und Unternehmenskultur integriert ist. 

Monatliche Finanzberichte zeigen nicht das ganze Bild. Führende Unternehmen ergänzen diese deshalb um Nachhaltigkeitsindikatoren wie beispielsweise: 

  • Emissionsentwicklung (Scope 1, 2, 3)
  • Energiekosten-Prognose vs. CO₂-Preisentwicklung
  • Lieferantenrisiken (% Zulieferer ohne ESG-Daten)
  • Fortschritt zu Nachhaltigkeitszielen (Traffic Light System)

Ansatz 4: Lieferkettentransparenz systematisch aufbauen 

Transparenz in der Lieferkette wird zunehmend zur Voraussetzung – nicht nur bei Emissionen. Kunden fragen nach sozialen Standards, Governance-Strukturen und Umweltauswirkungen Ihrer Zulieferer. Scope-3-Emissionen sind dabei oft der Einstiegspunkt, weil sie durchschnittlich 90 Prozent der Gesamtemissionen ausmachen.

Scope-3-Emissionen – also alle indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette – machen durchschnittlich 90 Prozent der gesamten CO2-Emissionen aus. Doch genau in dieser Kategorie ist die Datenlage oft am schwächsten. Die gute Nachricht: Sie müssen nicht von Tag 1 an perfekte Daten haben.

Beginnen Sie mit einem spend-based Approach: Erfassen Sie Ihre Ausgaben nach Kategorien (z.B. eingekaufte Rohstoffe, Logistik, Business Travel) und nutzen Sie branchenspezifische Emissionsfaktoren. Das liefert innerhalb weniger Wochen eine erste Einschätzung in den relevanten Emissionskategorien.

 Fokussieren Sie dann auf die größten Emissionstreiber:

  • Identifizieren Sie Ihre Top 10–20 Zulieferer (oft 70–80 % der Scope-3-Emissionen)
  • Fordern Sie Product Carbon Footprints (PCF) bei Ihren Zulieferern an
  • Bieten Sie Unterstützung an: gemeinsame Workshops, Tools, Best Practices

Ansatz 5: VSME als strategisches Fundament

Strukturieren Sie Ihre Nachhaltigkeitsdaten und schaffen Sie ein verlässliches Fundament mit dem VSME-Standard. Hier entscheidet sich, wie effektiv Ihre Nachhaltigkeitsstrategie wird, denn diese Daten bilden die Grundlage.

Der VSME-Standard wurde speziell für nicht berichtspflichtige Unternehmen entwickelt:

  • Fokussiert: Wesentliche Themen 
  • Mittelstandsgerecht: Begrenzte Ressourcen bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung sind im Berichtsumfang bereits berücksichtigt
  • Wertorientiert: Direkte Verbindung zur Geschäftsstrategie möglich
  • Kompatibel: Grundlage für späteres ESRS Reporting

Praxisbeispiel aus unserer Beratung: Ein Automotive-Zulieferer (150 MA) implementierte sein Nachhaltigkeitsreporting auf der Grundlage des VSME-Standards. Gleichzeitig entwickelte er eine Nachhaltigkeitsstrategie, die sich auf Energieeffizienz, Lieferkettentransparenz und Mitarbeiterbindung fokussiert. Ergebnis: 15% Energieeinsparung, Scope 3-Transparenz seiner Top-10-Lieferanten, Mitarbeiterfluktuation von 18% auf 12% gesenkt. Status: „Preferred Supplier“ bei einem wichtigen Kunden.

Wer transparent über seine Nachhaltigkeitsleistung kommunizieren kann, verfügt über Differenzierungsmerkmale und schafft einen Vertrauensvorschuss.



Ihr strategischer Fahrplan in vier Phasen

Phase 1: Baseline – Wo stehen Sie heute?

Bevor Sie aktiv werden, brauchen Sie Klarheit über Ihre Ausgangslage. In dieser Phase identifizieren Sie durch eine Wesentlichkeitsanalyse die für Ihr Geschäftsmodell relevanten Nachhaltigkeitsaspekte und ordnen Ihre Position im Branchenvergleich ein.

  • Ausgangslage: Wo stehen wir?
  • Wesentlichkeitsanalyse: Was ist für Ihr Geschäft relevant?
  • Benchmark-Einordnung / Branchenvergleich

Phase 2: Strategie – Den Weg zum Ziel definieren

Jetzt wird aus Daten Strategie. Sie bewerten Maßnahmen nach ihrem Return on Investment und definieren ambitionierte, aber realistische Ziele. Diese werden direkt in Ihr Steuerungssystem integriert – Nachhaltigkeit wird zur messbaren Führungsgröße.

  • Strategische Ziele ableiten: Was sind die Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse? 
  • Wie sieht die Business-Strategie aus? Wo sind die größten Hebel?
  • Maßnahmen priorisieren: Welche Themen gehen Sie zuerst an? 
  • Welche Ziele sollen erreicht werden?

Phase 3: Quick Wins – Sichtbare Erfolge schaffen

Parallel zur langfristigen Strategie setzen Sie Maßnahmen um, die sowohl Kosten senken als auch eine interne Verbesserung bringen. Von technischen Maßnahmen bis zum Dialog mit Ihren wichtigsten Lieferanten ergeben sich messbare Auswirkungen.

  • Energieeffizienz
  • Einbezug und Angebote für Mitarbeitende
  • Mitarbeiterbindung
  • E-Mobilität 
  • Erneuerbare Energien 
  • Lieferantendialog starten

Phase 4: Systematisierung – Nachhaltigkeit verankern

In der finalen Phase machen Sie Ihre Nachhaltigkeitsarbeit zur institutionellen Kompetenz. Sie erhöhen die Transparenz in Ihrer Lieferkette, erstellen Ihren ersten VSME-Bericht und etablieren Governance-Strukturen, die sicherstellen, dass ESG dauerhaft Teil Ihrer strategischen Steuerung bleibt.

  • Datenqualität erhöhen
  • VSME-Bericht erstellen lassen
    (hier können Sie testen, welche Daten Sie dafür benötigen – unser VSME Readiness Check
  • Governance-Strukturen etablieren 

VSME als pragmatischer Lösungsansatz

Der Voluntary Standard for Small and Medium Enterprises (VSME) wurde explizit für kleine und mittlere Unternehmen entwickelt. Er reduziert die CSRD-Komplexität auf das Wesentliche und schafft einen standardisierten Rahmen, der von Großunternehmen und Kapitalgebern anerkannt wird.

Der VSME-Standard ist flexibel strukturiert: Das Basic Module deckt die häufigsten Kundenanfragen ab und schafft eine solide Datenbasis. Das Comprehensive Module erweitert diese um strategische Elemente – von der Beschreibung des Geschäftsmodells bis zur Klimastrategie.

Machen Sie hier den Test, welche Daten Sie für den Einsatz des VSME bereits haben.

Häufige Fragen zu ESG Daten strategisch nutzen

Hier beantworten wir Ihnen Fragen zum Blogartikel.

Weitere Antworten finden Sie auf unserer Homepage unter Fragen und Antworten.

Warum sollten wir als mittelständisches Unternehmen jetzt in ESG investieren, wenn wir nicht berichtspflichtig sind?

Weil Ihre Geschäftspartner bereits heute ESG-Daten von Ihnen erwarten – unabhängig von regulatorischen Verpflichtungen.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Über 90 Prozent der Unternehmen, die mit strukturierter Nachhaltigkeitsarbeit begonnen haben, setzen ihren Weg fort – nicht aus regulatorischem Zwang, sondern weil sich die Marktdynamik fundamental gewandelt hat.

Wie starten wir am besten – und welche Ressourcen benötigen wir dafür?

Beginnen Sie mit einem strukturierten 4-Phasen-Ansatz und dem VSME-Standard als Fundament. Der Ressourcenbedarf ist überschaubarer als Sie denken.

Der Einstieg in systematische ESG-Arbeit muss nicht komplex oder ressourcenintensiv sein. Entscheidend ist die richtige Reihenfolge und ein mittelstandsgerechter Ansatz.

Nutzen Sie den VSME-Standard als Fundament:

Der VSME-Standard wurde speziell für nicht berichtspflichtige Unternehmen entwickelt und bietet Ihnen drei entscheidende Vorteile:

  1. Fokussiert: Konzentration auf wesentliche Themen statt hunderte Indikatoren
  2. Mittelstandsgerecht: Begrenzter Ressourceneinsatz ist im Berichtsumfang berücksichtigt
  3. Kompatibel: Schafft eine solide Grundlage für späteres ESRS Reporting, falls Sie später berichtspflichtig werden

Die Autorin:

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